Warum sich die Auswertung nach drei Monaten lohnt
Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) sind längst Teil der modernen Versorgung. Sie begleiten chronisch erkrankte Patienten im Alltag, fördern Adhärenz – und sie dokumentieren. Diese Dokumentation mündet, bei vielen DiGA, in einem strukturierten Therapiebericht.
Doch was steht drin? Wie relevant sind diese Informationen für die ärztliche Behandlung? Und warum ist gerade eine Auswertung nach drei Monaten sinnvoll?
Was ist der Therapiebericht?
Der DiGA-Therapiebericht ist ein digitaler Datensatz, den die Anwendung während der Nutzung automatisch generiert. Seine Inhalte richten sich nach Indikation und Funktion – sind aber medizinisch auswertbar.
Er kann unter anderem folgende Informationen enthalten:
- Nutzungsverhalten (z. B. Module geöffnet, Zeit investiert, Regelmäßigkeit)
- Symptomverläufe (z. B. Schmerzintensität, Schlafqualität, Stimmung)
- Relevante Messwerte (z. B. Gewicht, Blutzucker, Atemfrequenz)
- Fortschritt bei Therapieinhalten (absolvierte Übungen, Lektionen, Zielverfolgung)
- Individuelle Einträge und Reflexionen (z. B. Tagebuchinhalte)
- und daraus resultierend auch ein Trend
Warum ist das relevant?
1. Kontinuierlicher Einblick:
Zwischen zwei Sprechstunden bleibt vieles unsichtbar. Der Bericht füllt genau diese Lücke – durch objektive Alltagsdaten. Sie sehen, wie Ihr Patient die DiGA nutzt – und was daraus folgt.
2. Therapietreue sichtbar machen:
Der Bericht zeigt, ob ein:e Patient:in regelmäßig mitarbeitet oder nach kurzer Zeit abbricht. Das ist entscheidend für Verlaufskontrolle und Adhärenzbewertung.
3. Diskrepanzen erfassen:
Was im Gespräch nicht immer offen zur Sprache kommt, zeigt sich oft in Datenmustern. Der Therapiebericht ergänzt den subjektiven Eindruck um objektive Parameter.
4. Rechtzeitig intervenieren:
Verlaufstrends können frühzeitig zeigen, ob die Therapie greift – oder ob Anpassungen notwendig sind, bevor es klinisch relevant wird.
5. Effizientere Gespräche:
Mit dem Bericht als Grundlage wird die nächste Sprechstunde strukturierter: gezielte Fragen, fundierte Entscheidungen, bessere Vorbereitung – auf beiden Seiten.
Warum gerade nach drei Monaten?
Warum gerade nach drei Monaten?
Die meisten DiGA sind auf eine Nutzungsdauer von 12 Wochen ausgelegt – und das ist kein Zufall. Aus medizinischer und verhaltenspsychologischer Sicht ist ein Zeitraum von drei Monaten lang genug, um erste Veränderungen sichtbar zu machen, Gewohnheiten zu etablieren und Effekte auf Alltag und Symptome zu bewerten.
Für die Praxis ist dieser Zeitpunkt ideal:
Drei Monate markieren einen abgeschlossenen digitalen Therapiezyklus – und bieten eine hervorragende Grundlage, um gezielt weiterzuarbeiten.
Es ist der optimale Moment, um:
- klinische Veränderungen datenbasiert zu erfassen
- die Adhärenz und Motivation sichtbar zu machen und gezielt zu fördern
- Verordnungen zu verlängern, anzupassen oder therapeutisch neu auszurichten
- mit dem Patienten gemeinsam auf den Verlauf zu blicken – fundiert und strukturiert
Und nicht zuletzt:
In vielen Praxen beginnt mit dem neuen Quartal ein neuer Takt in der Versorgung. Die Besprechung des DiGA-Therapieberichts lässt sich hier perfekt einplanen – als Bestandteil einer quartalsweisen Verlaufskontrolle bei chronischen Erkrankungen.
Wie der Bericht in Ihre Praxis passt
Der Therapiebericht wird in der Regel durch den Patienten bereitgestellt – entweder über eine Exportfunktion in der App oder per E-Mail-Download als PDF. Wichtig dabei: Der Zugriff erfolgt immer freiwillig und ausschließlich mit ausdrücklicher Einwilligung des Patienten zur Datenweitergabe. Datenschutzkonformität bleibt oberstes Gebot.
Was bedeutet das für Ihren Praxisalltag?
- Einbettung ins bestehende System:
Der Bericht muss nicht sofort in die reguläre Sprechstunde integriert werden. Eine pragmatische Lösung ist z. B. die Sichtung im Rahmen des quartalsweisen Verlaufsgesprächs – etwa bei Patienten mit chronischen Erkrankungen, bei denen DiGA ein begleitendes Element der Behandlung darstellen. - Delegierbare Vorbereitung:
MFA können Patienten nach dem Termin gezielt auf den Bericht hinweisen und sie dabei unterstützen, den Export durchzuführen. Hier bietet unser Portal Go-DiGA eine verständliche Schritt-für-Schritt-Hilfe, die direkt an Patienten weitergeleitet werden kann – ohne Zeitverlust für das Team. - Zeitfenster definieren:
Unsere Empfehlung: Legen Sie in der Praxis eine feste Zeitstruktur fest, z. B. alle drei Monate eine gezielte DiGA-Auswertung – in Kombination mit anderen Kontrolluntersuchungen oder Check-up-Terminen. Das schafft Planbarkeit und Routine – für Team und Patient. - Klarer Nutzen, keine Überlastung:
Nicht jeder Bericht muss vollständig ausgewertet werden. Nutzen Sie ihn als Gesprächsanker – um gezielt Rückfragen zu stellen, Muster zu erkennen, Fortschritte sichtbar zu machen und ggf. neue Therapieentscheidungen zu treffen. Es geht nicht um die vollständige Analyse jedes Eintrags – sondern um einen gezielten Blick auf Relevanz und Verlauf.
Fazit: Ein Bericht, viele Chancen
Der DiGA-Therapiebericht ist nicht nur eine digitale Beigabe – er ist ein Katalysator für echte Versorgungstiefe. Er bringt Struktur in die digitale Begleitung, gibt Substanz in das Arzt-Patienten-Gespräch und schafft eine neue Transparenz im Therapieverlauf.
Gerade bei chronischen Erkrankungen, bei denen der Alltag oft zwischen Terminen verschwindet, liefert der Bericht etwas, das im Gespräch oft fehlt: ein kontinuierliches Bild zwischen den Konsultationen. Er macht sichtbar, wo Routinen greifen, wo Motivation abnimmt – und wo es Anzeichen für Fortschritt oder Rückschritt gibt, bevor Symptome eskalieren.
Mit einem strukturierten Blick auf die letzten 90 Tage entsteht die Chance, Behandlung individuell und zielgerichtet weiterzuentwickeln – nicht aus dem Bauch heraus, sondern auf Basis konkreter Daten.
Der Bericht kann Gesprächsanlass, Therapieindikator und Motivationshilfe zugleich sein. Vor allem aber zeigt er eines:
Digitale Anwendungen sind kein Nebenschauplatz. Sie sind Teil der Behandlung. Und dieser Teil lässt sich aktiv nutzen – für bessere Medizin, fundierte Entscheidungen und eine Patientenbindung, die auf echter Begleitung basiert.
Weiterdenken. Weiter begleiten. Weiter wirken.
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