DiGA im Aufwind: Vier Jahre digitale Gesundheitsversorgung im Faktencheck

DiGA-Guide, Digital Health & Tech Insights
18. März 2025
Große Gruppe lächelnder Menschen im Freien.

Vier Jahre nach Start des DiGA-Verzeichnisses ist klar: Digitale Gesundheitsanwendungen sind keine Zukunftsvision mehr – sie sind Realität. Von anfänglicher Skepsis bis zur konkreten Versorgung – DiGA haben sich im deutschen Gesundheitswesen etabliert. Die Zahlen sprechen für sich: Die Anzahl der gelisteten DiGA stieg von 49 im September 2023 auf 59 im Dezember 2024. Und: Fast 900.000 Freischaltcodes wurden bis Ende 2024 eingelöst. Was bedeutet das für Patienten, Ärzte und das Gesundheitssystem? Zeit für eine ehrliche Bilanz.

Rückblick: Der Startpunkt 2020

Als das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Oktober 2020 die ersten DiGA in sein Verzeichnis aufnahm, war das Medienecho groß – und die Skepsis ebenfalls. Viele fragten sich: Können Apps auf Rezept wirklich Therapien unterstützen? Heute, vier Jahre später, ist die Antwort klar: Ja – und wie.

DiGA in Zahlen: Wachstum mit Substanz

Der Anstieg ist deutlich:

  • September 2023: 49 gelistete DiGA
  • Dezember 2024: 59 gelistete DiGA
  • Freischaltcodes: Fast 900.000 Einlösungen seit Start

Das bedeutet: Hunderttausende Menschen haben DiGA aktiv in ihrer Behandlung genutzt. Die Wachstumsrate zeigt: Der Bedarf ist real. Und die Akzeptanz wächst – bei Nutzern ebenso wie im ärztlichen Alltag.

Drei Säulen, ein System: DiGA als Teil der Versorgung

Lange wurde das deutsche Gesundheitssystem als zweibeinig beschrieben: ambulant und stationär. Mit den DiGA kommt eine dritte Säule hinzu – die digitale Versorgung.
Was das konkret bedeutet?

  • Ergänzung zur klassischen Therapie
  • Niedrigschwelliger Zugang zu validierter Hilfe
  • Individuelle Begleitung im Alltag

DiGA ersetzen keinen Arztbesuch – sie sind die smarte Ergänzung. Besonders bei chronischen Erkrankungen, psychischen Belastungen, Adipositas, Suchtthemen und vielen weiteren Indikationen liefern sie echten Mehrwert.

Warum das Vertrauen wächst

Was steckt hinter dem Erfolg von DiGA? Es ist die Kombination aus medizinischer Exzellenz, gesetzlicher Verankerung und echter Alltagstauglichkeit.

  • Strenge Prüfung durch das BfArM: Nur DiGA, die in klinischen Studien ihren positiven Versorgungseffekt belegen, schaffen es ins offizielle DiGA-Verzeichnis. Diese Studien folgen höchsten Standards – vergleichbar mit Arzneimittelprüfungen. Für dich bedeutet das: geprüfte Qualität, auf die du dich verlassen kannst.
  • Kostenerstattung durch gesetzliche Krankenkassen: Eine DiGA ist nicht irgendeine App. Sie ist ein offiziell anerkanntes Medizinprodukt mit Therapieanspruch – deshalb übernehmen die Kassen in der Regel die Kosten. Das sorgt für Planungssicherheit und nimmt dir finanzielle Hürden.
  • Einfache, intuitive Nutzung: Moderne DiGA sind so aufgebaut, dass du sofort loslegen kannst. Die Inhalte sind alltagsnah, verständlich und motivierend gestaltet. Viele Nutzer berichten, dass sie sich durch die Anwendung zum ersten Mal ernstgenommen fühlen – und durch kleine Fortschritte täglich motiviert bleiben.
  • Wachsendes Vertrauen aus der Praxis: Die Zahl der verordneten DiGA steigt kontinuierlich. Immer mehr Ärztinnen und Ärzte setzen auf digitale Ergänzungen in der Behandlung – weil sie sehen, wie viel nachhaltige Wirkung damit erzielt werden kann.

Kurz gesagt: DiGA wirken. Und sie passen sich dir an – nicht umgekehrt.

Herausforderungen – und warum sie wichtig sind

Der Erfolg von DiGA ist spürbar – aber das bedeutet nicht, dass alles reibungslos läuft. Im Gegenteil: Gerade weil DiGA so viel Potenzial haben, wird deutlich, wo noch Arbeit nötig ist. Diese Herausforderungen sind kein Makel, sondern ein natürlicher Teil des Fortschritts. Denn jede Innovation muss reifen, bevor sie Routine wird.

  • Mehr Sichtbarkeit in der ärztlichen Versorgung: Noch sind DiGA in vielen Praxen unbekanntes Terrain. Das liegt nicht an mangelndem Interesse, sondern an fehlender Information. Ärztinnen und Ärzte brauchen klare, praxisnahe Aufklärung: Welche DiGA gibt es? Wie verordne ich sie? Wie integriere ich sie sinnvoll in Therapieprozesse? Hier braucht es gezielte Fortbildungsformate, Erfahrungsberichte und anwenderfreundliche Schnittstellen – damit DiGA vom Ausnahmefall zum Werkzeug des Alltags werden.
  • Technische Integration in Praxis-IT und Versorgungssysteme: Viele Praxissysteme sind schlichtweg nicht vorbereitet auf digitale Anwendungen. Der Wechsel von Papierformularen zu digitalen Therapieplänen gelingt nur, wenn Software, Sicherheitsstandards und Schnittstellen mitziehen. DiGA müssen sich in bestehende Praxisabläufe einfügen – ohne zusätzlichen Aufwand zu verursachen. Hier sind Hersteller, KVen und Politik gefragt, praktikable Lösungen zu schaffen, die Ärzte, Therapeuten und MFA entlasten statt belasten.
  • Langfristige Wirksamkeit belegen und sichern: Die Zulassung einer DiGA basiert auf Studien, die kurzfristige Versorgungseffekte nachweisen. Doch was passiert nach 6 oder 12 Monaten? Bleiben Nutzer dran? Verändert sich der Therapieerfolg langfristig? Diese Fragen sind entscheidend, wenn DiGA dauerhaft fester Bestandteil der Versorgung werden sollen. Deshalb müssen Evaluation, Rückmeldung und Produktentwicklung Hand in Hand gehen – kontinuierlich, evidenzbasiert und transparent.

Was kommt als Nächstes?

Die digitale Gesundheitsversorgung ist kein Trend – sie ist ein Transformationsprozess. Und dieser Prozess steht gerade erst am Anfang. Mit Blick auf 2025 und darüber hinaus lassen sich vier zentrale Entwicklungsrichtungen klar benennen:

1. Neue Indikationsfelder – mehr Tiefe, mehr Vielfalt

Immer mehr Krankheitsbilder rücken in den Fokus der DiGA-Entwicklung: von komplexen onkologischen Diagnosen über chronische Schmerzsyndrome bis hin zu kardiovaskulären Erkrankungen. Das bedeutet: DiGA wachsen von der Nische zur Breite – und erschließen Indikationen, in denen digitaler Support bislang kaum vorstellbar war. Die Anforderungen steigen – aber mit ihnen auch das medizinische Potenzial.

2. Vernetzung mit Telemedizin und ePA

DiGA dürfen kein Solotool bleiben. Ihre wahre Stärke entfalten sie im Zusammenspiel: mit Videosprechstunden, digitalen Arztbriefen und der elektronischen Patientenakte (ePA). Ziel ist ein durchgängig digitales Versorgungserlebnis – von der Diagnose über die Therapie bis hin zur Verlaufskontrolle. Für Patientinnen und Patienten bedeutet das: weniger Reibungsverluste, bessere Kommunikation, lückenlose Dokumentation. Für Ärztinnen und Ärzte mehr Überblick, bessere Koordination, effizientere Prozesse.

3. Prävention und Früherkennung

Bislang setzen DiGA meist in der Therapie an – aber das wird sich ändern. Immer mehr Anwendungen unterstützen bei der Früherkennung, im Gesundheitscoaching oder bei der aktiven Prävention. Digitale Tools, die Schlafmuster analysieren, Stressverhalten spiegeln oder Lebensstilrisiken sichtbar machen, können helfen, Zusammenhänge im Alltag besser zu verstehen und frühzeitig gegenzusteuern. Prävention wird damit nicht mehr zur Nebensache – sondern zu einem festen Bestandteil einer modernen, vorausschauenden Versorgung.

4. Systemintegration – aus Innovation wird Alltag

Die große Herausforderung für die kommenden Jahre: DiGA müssen ihren Platz im System finden – verbindlich, strukturell und ohne Sonderstatus. Das betrifft alles: von der Abbildung in den einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM), also dem offiziellen Vergütungssystem für ärztliche Leistungen, über die Schulung medizinischer Fachkräfte bis hin zur Kassenabrechnung und Qualitätsprüfung. Nur wenn DiGA im Alltag von Praxen, Kliniken und Versicherten fest verankert sind, wird aus dem Pilotprojekt ein echter Wandel.

Die Weichen sind gestellt. Jetzt braucht es Mut, Konsequenz und klare Standards – damit DiGA nicht nur digital, sondern systemrelevant werden.

Fazit: DiGA sind gekommen, um zu bleiben

Was vor wenigen Jahren noch visionär klang, ist heute Realität: Digitale Gesundheitsanwendungen sind ein fester Bestandteil der Versorgung geworden. Nicht als Zusatz, nicht als Spielerei – sondern als ernstzunehmendes, evidenzbasiertes und individuell wirksames Therapieelement.

Ihr Erfolg lässt sich nicht nur an klinischen Studien ablesen, sondern auch an der Praxis: Fast 900.000 eingelöste Freischaltcodes zeigen, wie viele Menschen bereits aktiv auf digitale Hilfe setzen. Und es werden täglich mehr.

Was DiGA stark macht, ist ihre Kombination aus medizinischem Nutzen, technischer Sicherheit und echter Alltagstauglichkeit. Sie bringen Therapie raus aus dem Wartezimmer und rein ins echte Leben – zu dir nach Hause, in deinen Rhythmus, in deine Realität.

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Gründer von goDiGA · Digital Health Experte - Verbindet Erfahrung im Gesundheitswesen mit dem Blick für digitale Innovation. Mit goDiGA macht er digitale Medizin menschlich und zugänglich.

Martin Niklewski

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